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Die deutsche Seele – Psychogramm eines Niedergangs

Diagnose der Gegenwart

Richtigerweise heißt es, dass man, um Probleme wirklich lösen zu können, sie als solche anerkennen muss. Was bei Sucht und Abhängigkeit gilt, lässt sich durchaus auch auf ganze Nationen übertragen. Die zeitgenössische Bundesrepublik Deutschland befindet sich in vielen, grundlegenden Bereichen auf einem Pfad des Niedergangs.

Präzedenzloser Wohlstandsverlust durch galoppierende Inflation und schmerzlichen Kaufkraftverlust, verfassungswidrige und unrechtmäßige Veräußerung von über Generationen mühevoll erarbeitetem Volksvermögen an andere Staaten einer aufgezwungenen und überbordenden supranationalen Staatengemeinschaft, Abwicklung ganzer Wirtschaftssektoren durch ideologiegetriebene, sturheile Politik einer vermeintlichen “Klimarettung”, Ausstieg aus Zukunftstechnologien, Schmähung von Autarkie. Wirtschaftlicher Niedergang.

Auflösung traditioneller Gemeinschaften, Zerstörung von Familienstrukturen, Glorifizierung von Randgruppen bis hin zur Nobilitierung von Perversionen in der Öffentlichkeit, Ächtung von Tradition und Identität, perfide Spaltung der Gesellschaft durch skrupellose und opportunistische Ideologen, Denunziationen und Meinungsdiktat. Sozialer Niedergang.

Abkehr von Religion und jahrhundertealten, organisch gewachsenen Institutionen zugunsten einer irrigen, utopischen Gleichheitsideologie, Vermittlung zeitgeisthöriger Slogans und Parolen statt Wissensvermittlung an Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, vom selbsterklärten juste milieu diktierter Einheitsbrei statt künstlerischer und Denkfreiheit, Verunglimpfung und Verteufelung Andersdenkender durch Regimegläubige, die an die Verfolgung von Ketzern im Mittelalter erinnert. Geistiger Niedergang.

Wie konnte es so weit kommen? An der Antwort auf diese Frage haben sich bereits viele abgearbeitet. Nichtsdestotrotz möchte ich sie wieder stellen, weil ich der Auffassung bin, dass sie nicht ganz den Kern dessen treffen, was diesen Niedergang auf mehreren Ebenen zur Ursache hat. In unserer weitgehend geschichtsvergessenen oder historisch konditionierten Gesellschaft wird oft die Bedeutung der Vergangenheit vernachlässigt. Dabei liegt genau hier der Schlüssel. Aus der Geschichte lernt man im besten Fall, um die Zukunft besser gestalten zu können. Wie Orwell bereits richtig erkannte, besteht der Schlüssel für die Errichtung einer totalitären Gesellschaft exakt darin, die Vergangenheit entweder auszulöschen oder im Interesse der totalitären Ideologen zu manipulieren, sodass sich eine Gesellschaft möglichst widerstandslos ergibt.

Hitlers langer Schatten

Natürlich hat alles mit Hitler zu tun. Das Trauma der Diktatur der Nationalsozialisten von 1933-1945 ist für die bundesrepublikanische Seele konstitutiv. Der nationalsozialistische Diktator hat Deutschland nicht nur durch seine Großmachtphantasien und seine perverse Ideologie ins Unglück gestürzt – er hat gleichsam Generationen, die nach dem Ende des 2. Weltkrieges geboren wurden, in übersteigertem Hass gegen ihn und sein Regime zu Radikalen am diametral entgegengesetzten Ende der Pendelamplitude gemacht. Dadurch legte er letztlich den Grundstein für die Probleme, die aus der wahnhaften Ablehnung von allem Althergebrachten erwuchs – das ja vermeintlich für den Aufstieg des Nationalsozialismus ursächlich war.

Im Übrigen ist es vollkommen unerheblich, ob dafür US-amerikanische Propaganda (mit-)ursächlich war. Über Jahrzehnte hinweg wurde der deutschen Bevölkerung in Ost und West axiomatisch eingebläut, dass die nationalsozialistische Herrschaft das Böse schlechthin darstellte. An den Grausamkeiten, der Xenophobie, dem Rassenwahn, der Shoah oder dem Größenwahn einiger NS-Oberen soll hier nicht gedeutelt werden. Natürlich ist das Regime zu verurteilen. Das war und bleibt Konsens in der rationalen bundesdeutschen Gesellschaft.

Ganz anders verhält es sich mit dem Narrativ, es gebe eine signifikante Sympathie mit nationalsozialistischen Überzeugungen im heutigen Deutschland. Zu gerne wird statt der Diskussion in der Sache die berühmt-berüchtigte Nazikeule geschwungen. Dabei ist die Sache ganz einfach: Man wird immer ein paar Versprengte finden, die mit dieser oder jener Ideologie hausieren gehen. Man denke nur an Sekten, Flat-Earthers oder Personen mit Paraphilien. Solange diese keine Anstalten machen, die gesamte Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzukrempeln und dabei Zwang und Gewalt anwenden, stellen sie schlicht kein Problem dar. Im gegenteiligen Fall werden sie zum Fall für die Staatsanwaltschaft.

Heute wird die Verunglimpfung durch unlautere Nazi-Vergleiche jedoch als grobe politische Waffe eingesetzt, die genau deshalb ihre enorme Durchschlagskraft aufweist, weil sie ins Herz der bundesrepublikanischen Befindlichkeit trifft. Wenn jemand auch nur in den Ruch kommt, mit irgendeinem Aspekt der nationalsozialistischen Herrschaft zu sympathisieren, ist er erledigt. Weil diese Ächtung – oft auch von Staats wegen verstärkt durch Repression, etwa Entzug der finanziellen Grundlage – so gut funktioniert, bildet sie nach wie vor die Standardwaffe des Arsenals des Regimes.

Die links-grüne Ideologie hat in den vergangenen 50 Jahren die kulturelle Hegemonie so gekonnt an sich gerissen, dass sie eine beeindruckende Drohkulisse aufbauen konnte, die Narrativdissidenten durchaus heftig zu spüren bekommen. Man konnte nach dem langen Marsch durch die Institutionen exakt die Schlüsselpositionen besetzen, die für Übernahme und Erhaltung der Macht notwendig waren. Dieses Drängen in Schlüsselpositionen dauert bis heute an.

Warum aber hat sich die überwältigende Mehrheit für die Deutungshoheit der Linken vereinnahmen lassen? Die Antwort liegt in der akribischen Kultivierung des Schuldkults.
Gemeinhin wird über die Shoah als singuläre Tragödie, als der schlimmste Massenmord in der Geschichte der Menschheit gesprochen. Eigentlich sollte es sich erübrigen, darauf hinzuweisen, dass die folgenden Ausführungen weder den Massenmord durch das nationalsozialistische Regime noch das Anzetteln eines Weltkrieges entschuldigen sollen. (Hier habe ich es trotzdem getan.)

Deutschland kann sich in puncto Todesopfer nicht damit schmücken, die meisten Menschenleben auf dem Gewissen zu haben. Hier liegen andere Diktaturen wie das maoistische China oder die stalinistische Sowjetunion vorne. Was den prozentualen Anteil der Bevölkerung eines Landes betrifft, heimsen die Roten Khmer in Kambodscha die Trophäe ein.

Auch bezüglich der Qualität begangener Abscheulichkeiten muss man das nationalsozialistische Deutsche Reich nicht zwangsläufig an die erste Stelle setzen. Zwar wurde getötet, gefoltert und es wurden in Konzentrationslagern auch Experimente an Menschen durchgeführt – Stichwort Mengele – doch sollte man die Grausamkeiten der Einheit 731 in der Kaiserlich Japanischen Armee während der Besatzung der Mandschurei durch Japan keinesfalls vernachlässigen.

Als unvoreingenommener, interessierter Beobachter muss man zum Schluss kommen, dass sich die Nationalsozialisten sicher vorne mit einreihen, wenn es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Auslösen von Not und Elend geht – sie aber sicher keine Ausnahme in der oft brutalen und menschenfeindlichen Historie darstellen. Dies legt natürlich den Schluss nahe, dass man Interessen mit der einseitigen Verteufelung verfolgt.

Der Schuldkult

Schuld eignet sich hervorragend zur Manipulation von Menschen. Wenn sich jemand eingestehen muss, dass er etwas falsch gemacht hat, wird er sich moralisch verpflichtet fühlen, seine Schuld abzutragen (Sozio- und Psychopathen seien hier geflissentlich ausgenommen). So weit, so unproblematisch. Doch Schuld kann immer nur individuell angenommen und abgetragen werden. Den Exkurs, der sich hier Christen aufdrängen mag, dass Jesus Christus die Schuld aller Menschen auf sich genommen und die Menschheit dadurch erlöst hat, lasse ich an dieser Stelle außen vor.

Das kollektive Gedächtnis des deutschen Volkes aber wurde interessengeleitet in einer Weise manipuliert, dass man suggerierte, man sei per se – gewissermaßen in Analogie zur christlichen Vorstellung von der Erbsünde – (mit-)schuldig an den Taten der wahren Übeltäter, die während der nationalsozialistischen Herrschaft begangen wurden. Dies ist natürlich unzulässig und blanker Unfug. Richtig ist sicherlich – wie bereits oben ausgeführt – dass man aus der Geschichte lernen soll.

Der westlichen Tradition diametral entgegenstehend bestand man allerdings von Seiten der tonangebenden Elite der BRD auf die Anerkennung einer Art “Sippenhaft”, gemäß derer man qua Geburt als Deutscher gewissermaßen mitschuldig für das von Nationalsozialisten und ihren Handlangern entstandene Leid geradezustehen habe. In diesem quasireligiösen Mythos liegt die Wurzel der Übel, die die Bundesrepublik Deutschland heute plagen.

Schuld und Sühne

Die durch Konditionierung induzierte Schuld, die die deutsche Seele quält, muss durch ein Ventil abgeleitet werden. Dies kann aber heute nicht mehr durch die Hinwendung zur traditionellen Religion, dem Christentum erfolgen, das im Zuge des Niedergangs der Kirchen keine Heimat mehr zu bieten vermag. Auch andere Institutionen bieten keine Zuflucht mehr. Was sich jedoch anbietet, um sich zu “entschulden”, sind allerhand Ideologien. Die Denker, die schrieben, dass jemand, der nicht an Gott glaubt, nicht an nichts, sondern an allen möglichen Mist glaubt, hatten recht. Aus der Empirie lässt sich folgern, dass es so etwas wie ein god-shaped hole, ein fehlendes Puzzlestück, das Gott einst ausfüllte, geben muss. Die traditionelle Religion, Traditionen und Bräuche betteten das Individuum immer in einen größeren, organisch gewachsenen Zusammenhang ein, boten ihm Halt und Richtung. Dies fällt nun weg.

Das Ergebnis sind Hinwendungen und Sublimierungen von Ideologien wie die Klimakirche, der Sozialismus, Genderismus oder Antirassismus. All dies soll die “guten Deutschen” von ihrer Schuld reinwaschen, indem wahlweise die Natur geschützt wird, (vermeintlich) den Armen und Benachteiligten geholfen wird oder Menschen anderer sexueller Orientierung oder Hautfarbe gleichbehandelt oder gar mit Privilegien ausgestattet werden.

Man wird sozusagen mit einem großen Schuldenberg in diese Welt geboren, den man nur durch gute Taten abbezahlen kann. Bei diesem ideologischen Ablasshandel der Neuzeit kann man Guthaben zum Beispiel dadurch anhäufen, dass man CO2 einspart, gegen vermeintliche Ausbeutung eintritt, Regenbogenfahnen schwingt, Millionen von Migranten ins Land lässt und vermeintliche Diskriminierung von sexuellen Devianzlern anprangert. Außerdem hat man für andere Länder gefälligst zu löhnen – schließlich hatten sie unter der deutschen Schreckensherrschaft zu leiden. Dies umfasst dann im Übrigen auch die deutsche Kolonialzeit; in diesem Zusammenhang fügt sich der spezifisch deutsche Schuldkult nahtlos in den größeren Zusammenhang der westlichen Weißen Schuld (en. white guilt) ein.

Damit einhergehend sind auch wahnwitzige Phänomene wie Wokeness, Gender Mainstreaming oder die Klimafundamentalisten (manche schreiben -terroristen) der Letzten Generation zu sehen. Obgleich diese Bewegungen auf Denkfabriken pfiffiger Kulturmarxisten zurückgehen, sehen sich ihre Adepten und Proselyten nicht zwangsläufig als Spielbälle höherer Mächte. Nichtsdestotrotz sind sie Vollstrecker letztlich totalitärer Ideologien, die nur ihre “Wahrheit” gelten lassen und grundlegende zivilisatorische Errungenschaften auf dem Altar ihrer vermeintlich prioritären Angelegenheiten opfern.

Der Ausweg aus diesem sich immer weiter verschärfenden Dilemma kann nur in einer Rückbesinnung auf das Alte, organisch Gewachsene sein. Solange sich nicht die innere Einstellung zum Eigenen – der eigenen Sprache, Kultur, Tradition, dem eigenen Staat und der Heimat – grundlegend ändert, bleiben auch massive politische Umwälzungen letztlich nur Strohfeuer. Die Gefahr besteht darin, dass selbst bei einer politischen Wende die diese Gesellschaft prägenden Strukturen weiterhin erhalten bleiben und sämtliche Anstrengungen hinsichtlich einer Rückbesinnung und Erneuerung sabotieren werden. In diesem Zusammenhang gilt das Wort, das der konservative Andrew Breitbart geprägt hat: politics is downstream from culture – Die Politik ist der Kultur nachgelagert. Wer sich echte, nachhaltige Veränderung der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse erhofft und erwünscht, muss auf eine solche geistige Rückbesinnung drängen. Sonst werden alle Anstrengungen, die Verhältnisse zu gestalten, früher oder später vergebens sein.

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