Michael Klonovsky – epikureischer Reaktionär

Es gibt nur ganz wenige Zeitgenossen, die es zustande bringen, ausnahmslos Lesenswertes zu schreiben. Michael Klonovsky gehört zweifelsohne dazu. Das ist umso erstaunlicher, als er ein beachtliches Pensum an Geistreichem liefert – und das beinahe täglich.

Warum, wird der Leser sich zurecht fragen, ergeht sich der Verfasser dieser Zeilen gleich zu Beginn in derart überschwänglichen Panegyriken auf einen Mann, der über das zeitgeistkritische Lager und der Gegenöffentlichkeit hinaus wenigen bekannt sein dürfte? Weil er es verdient.

Des Prädikat “uneingeschränkt empfehlenswert” verleiht wohl niemand vorbehaltlos. Gerade bei derart produktiven Autoren mit einer solch vielfältigen Themenpalette verböte sich eine solche Maßgabe eigentlich schon der Quantität wegen. Und doch vermag es Klonovsky mit einem profunden Bildungshintergrund, seiner Belesenheit und seinem herausragenden, eigentümlichen Sinn für bald beißenden, bald brillanten Humor Texte in einem unvergleichlichen Stil zu verfassen, bei denen der Leser gut informiert und hervorragend unterhalten wird.

Zuvorderst dürfte er Kennern durch sein “unbegreiflicherweise für lau verfügbare[s] Diarium[]”, den acta diurna, ein Begriff sein, in denen er das absurde Zeitgeisttreiben vortrefflich mit scharfem Verstand und scharfer Zunge, jedoch immer mit geistreichem Humor kommentiert. Dabei macht das Gros des Inhalts zwar der aktuelle politisch-gesellschaftliche Wahnsinn der heruntergewirtschafteten, abgehalfterten BRD aus, immer wieder stößt der Interessierte aber auch auf philosophische Betrachtungen, überzeitliche Wahrheiten und allerlei Lebenswertes – treffenderweise Titel sowohl eines literarischen wie auch akustischen Meisterwerks, das auf seiner Seite feilgeboten wird.

Als Schmankerl dürfen in diesem Zusammenhang seine auf diesen Tagebucheinträgen basierenden Sammelwerke gelten, gewissermaßen die acta diurna in Buchform, die ein Best-of dieser zeitgeistkritisch-reaktionären Ergüsse darstellen. Sie umfassen die Jahre 2012-2019, wobei der Autor im letzten seiner Werke hat verlauten lassen, mit dem 2019er Band seinen letzten abgefasst zu haben, nicht zuletzt deshalb, weil sich die Darstellungsform seines Blogs radikal geändert habe. Ein Dacapo folgte dann zur Freude vieler doch noch in den Tagen “zwischen Omikron und Omega” mit dem Band Im Abgang ein Hauch von Schwefel. Ein weiteres und heiteres Meisterwerk der scharfsinnigen und -züngigen Zeitgeistschelte. Es bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich sein letzter Band der acta gewesen sein wird. Eine Fortsetzung wäre für seine nach Reaktionärem gierenden Leserschaft ein wahrer Segen. Ich würde sofort ein Regalfach komplett für ihn freiräumen.

Doch auch über die acta hinaus liefert Klonovsky herrlich humorvoll allerlei Zeitgeistkritisches. Vorträge, Lesungen, Romane oder, wie zuletzt, Kurzgeschichten. Dabei sind insbesondere seine literarischen Werke arg unterschätzte Kostbarkeiten.

Eine von Klonovsky besonders geschätzte Kunstform sind die Aphorismen. Auch in dieser hohen literarischen Darbietungsart, die in der Kunst besteht, Geistreiches, Wahres, Philosophisches oder Witziges in konzentrierten, kurzweiligen Sentenzen erblühen zu lassen, hat er selbst brilliert. Sein Faible für diese Ausdrucksform dürfte dabei maßgeblich mit seiner Bewunderung des Maestros derselben zu tun haben – Nicolás Gómez Dávila.

Der selbsterklärte Hybrid zwischen Anywhere und Somewhere vermag es mit scheinbar müheloser Wortakrobatik den täglichen Wahnsinn mit bissigen, teils zynischen Worten erträglich zu gestalten. Dem Autor dieser Zeilen erschien er in den dunkelsten Zeiten oft wie der einzige Lichtblick in einer sonst lebens- und geistesfeindlichen Welt. Es ist zumindest bemerkenswert, mit welcher Luzidität er Sachthemen analysierte und einzuordnen vermochte.

Besonders hoch anzurechnen ist ihm, dass er keine Scheu vor den regierungsnarrativgebannten großen Themen hat. Bei ihm liest man – halb schockiert, halb fasziniert – über Bevölkerungsaustausch, Migrantengewalt, Islamisierung, Great Reset, Klimaschwindel, LGBTQI-Dogma, Corona-Totalitarismus, Sklaverei, Kolonialismus und die Schöne Neue Welt der Künstlichen Intelligenz. Die ganz heißen Eisen eben, die selbst in der Sphäre der alternativen Medien nicht alle anpacken. Auch die Namen, die mit diesen Phänomenen gemeinhin assoziiert werden, schmäht er nicht – Sellner, Pirinçci, Kubitschek oder Trump seien hier als partes pro toto genannt.

Einige Leidenschaften teilt der Autor dieser Zeilen mit Klonovsky. Dazu zählt beispielsweise das Radfahren, über das letzterer ebenfalls schon geschrieben hat. Vor allem das Radeln in den Alpen hat es ihm angetan. Auch ich liebe es, Natur und Kultur radelnd zu erleben. Nicht nur hat dies gesundheitliche Vorzüge, es übt auch eine kathartische Wirkung auf den Geist aus. Und das ist es, was unsereins am meisten benötigt in dieser von Denkfaulen geprägten politisch-medial-gesellschaftlichen Fortschrittsjunta.

Zum anderen teile ich meine Leidenschaft für Wein mit dem Autor der acta. Dieser Topos taucht immer wieder auf – sei es in den acta, den acta diurna live oder am Ende von Interviews. Fast immer sieht man Klonovsky mit einem Glas Wein (sein Profilbild auf der Startseite dürfte ihn mit einer Schaumweinflöte zeigen); er schreibt auch gerne darüber. Eine amüsante und inspirierende Rarität konnte ich vor einiger Zeit mit Welcher Wein zu welcher Frau? ergattern, einem “politisch unkorrekte[m] Ratgeber”. Das gemeinsam mit Uli Martin geschriebene Machwerk hat mittlerweile eine geschlagene Doppeldekade auf dem Buckel, weshalb zumindest die im Buch referenzierte Prominenz etwas in die Jahre gekommen sein dürfte. Dem Inhalt tut das aber nach meinem Dafürhalten keinen Abbruch. Es ist eher erfrischend, in einem Ratgeber schmökern zu können, der sich in der Erörterung zweier so fabelhaft harmonierender Geschöpfe – Wein und Frau – ergeht und dem Leser eine unterhaltsame Hilfestellung bei Wein- und Partnerwahl an die Hand gibt.

An dieser Stelle meine ich eine subtile Divergenz zwischen mir und Klonovsky im Hinblick auf die präferierte Herkunft des Rebensaftes ausgemacht zu haben. Während er im Allgemeinen französischen Wein zu bevorzugen scheint, sagt mir viel eher der italienische zu, insbesondere die apulischen autochthonen Rebsorten mit kräftigem Bouquet.

Wenig anzufangen weiß ich – was nur mir selbst anzukreiden ist, nicht Klonovsky – mit seinen Ausführungen über klassische Musik, Theater und Opern. Zwar würde ich mich als überdurchschnittlich der Klassik zugeneigt sehen, doch was heißt das schon in einer Welt, in der der Durchschnitt mit dem Begriff rein gar nichts anzufangen weiß? Mir fehlt zugegebenermaßen der Zugang zu diesen altehrwürdigen Kunstformen. Trotzdem lese sich seine Einlassungen dazu, denn ich lerne gern etwas dazu. Und die immer wieder auch in seinen Werken und Darbietungen auftauchende Gattin ist als professionelle Pianistin eine großartige Bereicherung.

Etwas überrascht war ich, zu vernehmen, dass Klonovsky sich selbst noch als Libertären betrachtet. Zwar teile ich zutiefst sein Misstrauen gegenüber dem Staat – zumal in seiner derzeitigen Verfasstheit; ich hätte aber angesichts seiner Darlegungen, vor allem dem klar kulturtraditionellem Einschlag, eher eine Verortung als Konservativer, vielleicht Rechter, erwartet. Vor allem der libertäre Kerngedanke grundsätzlicher Bewegungsfreiheit für alle (ergo: offene Grenzen), dürfte mit seiner massiven Kritik an der Migrationspolitik schwerlich vereinbar sein. Außerdem ist der Libertarismus per se keine richtungsweisende, sondern maximal permissive Weltanschauung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Klonovsky vor dem Hintergrund seiner frappierenden Affinität zur Tradition, Kultur und organisch gewachsener Ordnung in Form von jahrhundertealten Bräuchen und Institutionen dem ubiquitären Laissez-faire den Vortritt lassen würde. Nur auf die “Hypertrohpie des Staates” zu verweisen erscheint mir in diesem Zusammenhang als ein schwaches Argument.

In Summe ist Michael Klonovsky ein Genussmensch, der sich an den schönen Dingen des Lebens erfreut und diejenigen frank und frei schilt, die diese schönen Dinge aus ideologischen Gründen aus der Welt tilgen wollen. Er stellt sich dezidiert gegen die allermeisten Zeitgeistphänomene, ohne jedoch jemals bösartig oder ausfallend zu werden. Bissig, sich über die ideologische und politisch korrekte Verbissenheit einiger Zeitgeistzeloten mokierend, das ja, aber immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen. Seine Ausführungen sind eine rational-reaktionäre Labsal für Renegaten des globalen dystopischen Narrativs.

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